Als Mutter einer achtjährigen Tochter hat man es manchmal schwer. Man freut sich natürlich über die zunehmende Selbstständigkeit, z.B. geht sie seit neuestem alleine in die Schule und muss dabei eine sehr stark befahrene Straße sowie einen Bahnübergang bewältigen. Nun gut – den Weg haben wir ja zwei Jahre lang gemeinsam geübt, es sollte also nichts schiefgehen. Die Sorge bleibt natürlich trotzdem, dass ein unter Zeitdruck geratener Business-Mann mein Kind trotz grüner Ampel über den Haufen fährt! Dies ist natürlich nur beispielhaft für all die neuen „Wege“, die mein Youngster nun selbst bestreitet. Wie gesagt, alles lang geplant und geübt. Aber was ist mit den ersten Gehversuchen im Internet?
Im Zuge der Unterrichtsvorbereitung für unser Projekt „netzofant – Medienkompetenz für Pänz“ bin ich stetig auf der Suche nach gelungenen und sicheren Internetseiten für Kinder. Wenn ich meine, fündig geworden zu sein, checke ich die „Kindertauglichkeit“ sowie den „Spaßfaktor“ direkt an meiner Tochter aus. Das klingt etwas seltsam, allerdings stellen wir gemeinsam fest: Nicht alles was ich als Erwachsener ganz dufte finde, ist auch für ein achtjähriges Kind wirklich sinnvoll. So sitzen wir also ab und an gemeinsam vor dem PC – meine Tochter und ich.
Neulich kam aber was kommen musste: „Mama, ich möchte auch mal alleine an den Computer!“. Mein erster Gedanke: Nie im Leben, du bist viel zu jung! Mein zweiter Gedanke: Alles was ich verbiete, wird umso interessanter! Meine Antwort: „Ok. Dann müssen wir aber über gewisse Regeln sprechen und Dir einen eigenen Zugang einrichten.“
Damit Sie nicht wie ich bei „Null“ anfangen müssen, schreibe ich mal meinen Weg zu einem „sicheren“ Kinderprofil auf. Denn die Frage wird auch bei Ihnen zu Hause kommen oder schon gekommen sein.
Schritt 1: Wir stellen Regeln auf
Zunächst dachte ich ja, wir installieren einfach eine Kindersoftware, die stellt automatisch alle „bösen“ Seiten im Netz aus und ein von mir vorgegebener Timer stellt die Kiste auch noch automatisch ab. Super, oder eben doch nicht! Kein Programm dieser Welt kann meinen Erziehungsauftrag übernehmen, also müssen Regeln, Aufklärung und Vertrauen her…
- Regel Nr. 1: Wir legen fest wie viel Zeit am Computer erlaubt ist. (Wie beim Fernseher übrigens ja auch.)
- Regel Nr. 2: Welche Seiten machen meinem Kind Spaß, was kann ich guten Gewissens erlauben? (Wir haben eine kleine Liste zusammengestellt.)
- Regel Nr. 3: Was darf man im Internet alles von sich preisgeben, was bleibt lieber geheim
- Regel Nr. 4: Das Internet am Nintendo ist abgestellt, wenn im Netz unterwegs, dann nur mit dem PC. (Bei mobilen Geräten oder Spielekonsolen verliert man schnell den Überblick und kann als Eltern schwer oder gar nichts einstellen.)
Puh, das Wichtigste wäre also geschafft! Jetzt noch den Computer „sicher“ machen und es kann losgehen – die ersten Schritte meiner Tochter alleine im Netz!
Schritt 2: Ein eigenes Profil (Benutzerkonto) am Computer der Eltern
Warum ein eigener Zugang? Mit diesem kann meine Tochter ihren Bereich gestalten und beispielsweise ein eigenes Hintergrundbild anlegen. Außerdem können nur die von mir freigegebenen Einstellungen genutzt werden, also nichts Wichtiges verändert oder Gefährliches installiert werden.
Wie es funktioniert, hier als PDF-Download.
Schritt 3: Eine „Positivliste“ im Internet Explorer anlegen
Das Internet wird zunächst komplett abgestellt und dann werden ausgewählte Kinderinternetseiten freigeschaltet, alle anderen Seiten im Internet sind dann nicht mehr verfügbar („Positivlisten“). So wird das Risiko minimiert, von der Startseite weitere Seiten anzusteuern, die nicht für Kinder gedacht sind (beispielsweise: YouTube).
Wie es funktioniert hier als PDF-Download.
Da diese Einstellung benutzerübergreifend gilt, sollten Sie in Ihrem „Elternprofil“ einen anderen Browser nutzen. Die Einstellung einer Positivliste habe ich nur im Internet Explorer gefunden.
Schritt 4: Eine Startseite einrichten
Eine kindgerechte Startseite, also beispielsweise die Kindersuchmaschine fragFINN.de eignet sich wunderbar. Oder man nimmt einfach die Lieblingsseite des Kindes.
Wie es funktioniert, hier als PDF-Download.
Schritt 5: Favoriten anlegen
Damit meine Tochter ohne Probleme ihre Lieblingsseiten ansteuern kann, haben wir diese in einer Favoritenliste zusammengetragen. Das vermeidet Frust beim fehlerhaften Eingeben der Internetadresse (Tippfehler).
Wie es funktioniert, hier als PDF-Download.
Das klingt nach ziemlich viel Arbeit! Mal abgesehen von den Regeln war der „Technik-Kram“ aber in 30 Minuten erledigt und mein Wohlbefinden als Mutter hervorragend.
Autorin: Janine Kamman-Anyiam
Schöner Beitrag, ich bin zwar noch kein Elternteil (soweit ich weiß), aber das Thema Medienkompetenz beschäftigt mich sehr. Interessant finde ich die Positivlisten, das erscheint mir ein sehr schöner Weg zu sein. Ein wenig Mitleid habe ich mit der Tochter, die den Internetexplorer nutzen muss, ja schon ;)Mich interessiert: Wird beim Festlegen der Regeln auch besprochen warum man manche Seiten nicht anzeigen lässt? YouTube zu verbieten finde ich persönlich grenzwertig. Ich verstehe, dass viele Videos dort nicht für Kinder geeignet sind, aber viele eben doch. Ich habe YouTube früher oft für meine Nachhilfestunden genutzt, da es dort tolle Lehrvideos oder Beispielvideos gibt. Wäre hier ein eigener Account mit „sicherem Modus“ ein erster Schritt? Dort werden zwar nur die Inhalte ausgeblendet, die „ab 18“ sind, aber es wäre ein Anfang.Ich wünsche weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Projekt „Alleine Surfen“.
@David Youtube: genau aus dem Grund wollte ich letzten eigene Konten für meine Töchter (11) anlegen und war ehrlich bei der Angabe des Alters. Resultat: Die Accounts wurden gesperrt und ich musste Sie über irgendwelche Umwege wieder freischalten lassen. Meine Töchter nutzen Youtube ähnlich wie Google und Wikipedia für Hausaufgaben, für Inspiration und zur Weiterbildung, auch für Musik und Funvideos. Ja, da ist leider auch die Möglichkeit, dass sie Dinge sehen, die sie nicht sehen sollten. Aber hier geht Aufklärung vor denke ich – sie reden auch mit uns über so etwas. Wenn wir Ihnen den (zeitlich momentan limitierten) Zugang verbieten würden, würden Sie es wohlmöglich in der Schule auf Handys von anderen oder bei Freunden unbemerkt von uns eh mitbekommen. Unter WIndows habe ich vor Jahren auch mit Whitelists gearbeitet (mit irgendeiner Zusatzfirewall), grade als die Mädels noch kleiner waren. Auf dem Mac finde ich das nicht so easy. Habs noch nicht hinbekommen.
@Sascha Dass die Accounts dann gesperrt werden ist natürlich blöd und unsinnig. Ich denke auch, dass dann Aufklärung der geschicktere Weg ist. Genau wie du die Nutzung von YouTube beschreibst habe ich es auch eingesetzt bei meinen Nachhilfeschülern. Und ich finde, dass es ein sehr interessanter und sinnvoller Einsatz ist. Ich denke, wichtig ist auch, dass die Kinder wissen, dass sie jederzeit zu einem kommen können, wenn sie mal Videos gesehen haben, die nicht für sie geeignet sind und sie verstören oder verwirren. Es kann ja doch immer mal passieren. Hast du denn auch mal getestet, ob der „sichere Modus“ funktioniert? So dass die „ab 18“ Inhalte wenigstens verborgen werden.
@sascha, @david: Ich stimme Euch natürlich zu, YouTube ist bei den Positivlisten ein Problem. Man sollte dies abhängig vom Alter der Kinder machen. Wenn wir auf YouTube gehen, so tun wir dies z.Z. einfach gemeinsam über den „Erwachsenen-Account“. Dann weiß ich auch, was gesehen wird. Es gibt allerdings auch ein schönes Videopotal für Kinder (http://www.clipklapp.de/), für die ersten Schritte reicht das denke ich aus.Zum Thema Regeln: Natürlich haben wir auch besprochen, warum einige Seiten nichts für Kinder sind. Um keine Angst zu schüren habe ich zunächst erklärt, dass die Inhalte auf den Seiten für Erwachsene, für Kinder schwer zu verstehen sind, daher auch wenig hilfreich bei Hausaufgaben etc. Wir haben gemeinsam nach einem Begriff (z.B. Planet) auf Wikipedia gesucht und meine Tochter stellte fest: „Die Texte kann ich mit acht Jahren nicht verstehen.“. Danach haben wir nach dem gleichen Begriff auf fragfinn.de gesucht, und siehe da, die Texte und Bilder konnte sie besser verstehen. Fazit: Meine Tochter hat selber gemerkt, das Kinderseiten einfach sinnvoller für sie sind. Wenn sie etwas älter ist, werden wir natürlich auch über weitere „Gefahren“ im Netz sprechen.
@Kamman-Anyiam: Das finde ich sehr gut gelöst: Die Kinder selbst erkennen lassen, dass die „Erwachsenen-Seiten“ nicht geeignet sind, nicht weil sie „böse“ sind, sondern weil sie den Kindern nicht wirklich weiterhelfen! Sehr schön, werde ich mir merken, wenn ich mal irgendwann Kinder haben werde :)
Super, macht weiter so, hoffentlich werden viele Eltern und Großeltern eure Tipps und Anregungen umsetzen und somit den Kindern einen sicheren Umgang am PC ermöglichen.
[…] Netz, sondern können erste Surf-Erfahrungen auch in einem geschlossenen Raum machen (eigenes Benutzerkonto einrichten!). Ein optimaler ist die Suchmaschine http://www.fragfinn.de, die auf Kinder zugeschnitten ist und neben […]